Juble,
Tochter Zion!
Jauchze Israel!
Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen,
Der Herr ist in deiner Mitte.
Du hast kein Unheil zu fürchten.
An jenem Tag
Wird man zu Jerusalem sagen:
Fürchte dich nicht, Zion!
Lass die Hände nicht sinken! (Zefanja 3, 14-16)
Manchmal
erreicht mich erstaunliche Post. Schon fast Vergessenes tritt unerwartet
vor Augen. So kam in diesen Tagen der Plakatentwurf einer Veranstaltung
aus dem Jahre 1985. Ich hatte
mit Rainer Porstner, dem damaligen Laientheologenseelsorger, in St.
Ruprecht, der ältesten Kirche Wiens, eine „politische Komplet" zum
Thema: „Es
geht um Österreich" vorbereitet. An den Adventsonntagen luden
wir in die kalte und
etwas vergessene Ruprechtskirche Studenten/innen und politisch Interessierte
ein.
Das politische Geschehen befand sich am Höhepunkt des Nachbebens
der
„Hamburger Au". Gemeinsam hatten wir die Mitternachtsmette in
der Au vorbereitet.
Vielen wurde damals klar, die Zeit „der Betonierer" ist vorbei,
weil junge Menschen
die Hände nicht sinken ließen.
Lass die Hände nicht sinken! - ist ein Appell wider die Resignation,
gegen die
Mutlosigkeit, vielleicht auch gegen die Trägheit, die Hände
in den Schoß zu legen.
Advent 2003: Lass die Hände nicht sinken!
Hände heben kann heißen, Gott anzurufen;
Hände heben kann heißen, wie König David zu tanzen
vor der Bundeslade;
Hände heben kann heißen, wie seinerzeit Mose, im Kampf
gegen die Moabiter,
angewiesen zu sein auf Mitstreiter, die seine Hände stützten,
als er müde geworden war.
Hände nicht sinken lassen, ist Zeichen der Beharrlichkeit;
„Lass die Hände nicht sinken" lese ich heute als Aufforderung:
Hör nicht auf oder
fang endlich an, das zu tun, was deine Möglichkeit ist
in unserer Pfarre. In der
christlichen Kunst des Mittelalters wurde Zefanja dargestellt
als Prophet mit der
Laterne in den Straßen Jerusalems. Er hat im 7. Jahrhundert
v. Ch. gelebt. Sein Wort
kommt aus einer dunklen Zeit zu uns, in den Advent 1985, in den
Advent 2003.
Welche Prophetinnen, welche Propheten sind heute unterwegs, in
den hell erleuchteten Straßen unserer Städte
und Dörfer.
Wer kennt sie, wer hört sie, wer versteht
ihre Worte?
Lasst eure Hände nicht sinken, wachet auf, seid wachsam, haltet
die Lampen
bereit, seid Wächter, hoch auf der Zinne...
Einen gesegneten ADVENT wünscht Ihnen Ihr Franz Haslinger,
Pfarrer
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